Am 1. Oktober 1959 wurde das 5. Schnellbootgeschwader mit dem Befehl Nr. 94 der Marine in Neustadt / Holstein aufgestellt. Der Lübsche Adler in der einen Hälfte des Geschwaderwappens nimmt Bezug auf diesen Stationierungsort in der Lübecker Bucht. Die andere Hälfte des Wappens zeigt das rote, achtspitzige Kreuz des Templerordens auf weißem Grund, es weist auf Tapferkeit und ritterliche Tugenden hin.
Vier Wochen nach der Aufstellung, am 28.10.1959, wurde bereits die „Weihe“ als erstes Boot in Dienst gestellt. Rasch folgten die anderen Boote, bis mit der Indienststellung von „Dommel“ am 31.01.1961 die Aufstellungsphase abgeschlossen war.
Als Tender für das 5. Schnellbootgeschwader stellte am 29.06.1963 die „Main“ auf der Lindenau-Werft in Kiel in Dienst, stieß aber erst nach längeren Erprobungen am 30.04.1964 zum Geschwader in Neustadt.
Wie auch die anderen Geschwader nahm das 5. SG bald an vielen nationalen und NATO-Manövern teil. Herausragende Ereignisse dabei immer die Manöver der Light Drizzle und Bold Game Serie.
Am 6. Februar 1968 verlegte das Geschwader auf Befehl des Führungsstabes Marine von Neustadt in seinen neuen Heimathafen Olpenitz, der gerade erst fertig gestellt worden war. Erst 1970 folgte das 2. Schnellbootgeschwader dorthin.
So sah es damals Paul Senkblei
1971 erfolgte der Wechsel der abgefahrenen Boote Weihe, Pinguin, Reiher und Kranich zum 3. Schnellbootgeschwader, um dort im Zuge der Einführung der Klasse 148 außer Dienst gestellt zu werden. Im Tausch dafür kamen vom 3. Schnellbootgeschwader die Boote Tiger, Iltis, Wolf und Löwe. Dabei tauschten die Besatzungen jeweils die Boote, blieben also in ihren Stützpunkten und Wohnorten. Die schon bestehenden Patenschaften gingen hingegen in der Regel mit den Booten zu dem neuen Geschwader.
Ab 1974 begann dann die Umrüstung auf die neuen, Flugkörper tragenden Boote der Tiger Klasse, die anfangs nur als 148er bezeichnet wurden. Mit ihnen war bereits das 3. Schnellbootgeschwader ausgerüstet worden. Dafür gingen die Jaguar Boote zeitgleich nach und nach außer Dienst. Die Boote waren in Frankreich, teilweise auch bei Lürssen gebaut, die Fertigstellung erfolgte jedoch immer in Frankreich. Anfänglich waren sie nur mit Nummern (S 51 – S 60) bezeichnet, auf Wunsch der Truppe wurden jedoch im Dezember 1981 die alten Namen wieder aktiviert und mit den bisher geführten Nummern (z.B. „S 51 Häher“) verbunden. Nachdem das erste Boot am 12.06.1974 in Dienst gestellt hatte dauerte es wenig mehr als ein Jahr bis am 21.09.1975 das 10te und letzte Boot dieser Klasse Flagge und Wimpel setzte.
Als Kappelner Hausgeschwader war es auch mit den neuen Booten regelmäßig bei den Kappelner Heringstagen vertreten.
1982 begann die Umrüstung auf das Datenverarbeitungs System PALIS (Passiv-Aktiv-Lageinformationssystem), damit war der Datenaustausch sowohl untereinander als auch mit den modernen Booten der Klasse 143 (2. SG) und den zulaufenden Booten der Klasse 143 A (7. SG) möglich und erlaubte einen gemischten Einsatz der Waffensysteme.
1990 wurde festgestellt, daß Asbest bei der Verarbeitung mit genutzt worden war und eine Sanierung zwingend notwendig sei. Noch im gleichen Jahr begann die Asbestsanierung, teilweise kombiniert mit der Modernisierung der Feuerleitanlagen (Castor und Triton Golf) sowie bei 5 Booten mit der Einrüstung einer modernen Anlage für die Elektronische Kampfführung (OCTOPUS). Die lange Werftliegezeit von bis zu 56 Wochen mußte dafür in Kauf genommen werden.
Aufgrund der veränderten gesamtpolitischen Lage und der eingeleiteten Reduzierung der Bundeswehr auf 370 000 Mann wurde auch die Marine verkleinert. Als erstes Boot stellte der noch nicht asbestsanierte S 52 Storch am 16.12.1992 außer Dienst. Beim 3. SG war es S 42 Iltis. Im folgenden Jahr setzte die Zeitkaderung von je zwei Booten der Tiger-Klasse ein, um Personal einzusparen und die Boote trotzdem fahrbereit zu halten. Beim 5. SG begannen damit S 51 Häher und S 54 Elster. Doch die weitere Reduzierung der Finanzen und der Gesamtstärke der Bundeswehr auf 340 000 Mann forderte zusätzliche Personal- und Materialeinsparungen. S 51 Häher ging daher bereits im Juni 1994 a.D., in den Jahren 1997 und 1998 folgten S 54 Elster, S 53 Pelikan und S 60 Kranich. Alle drei Boote wurden an Chile abgegeben, nachdem vorher die Besatzungen ausgebildet worden waren.
Die veränderte politische wie strategische Lage spiegelte sich auch ganz deutlich im Übungs- und Ausbildungsbetrieb wieder. War schon mit der Einführung der Tiger Klasse das Flugkörperschießen in der Biscaya zu einem großes Erlebnis außerhalb des normalen Operationsgebietes Ostsee / Ostseeausgänge geworden ging es jetzt in Regionen die vorher entweder Tabu waren, wie Baltijsk, das ehemalige Pillau, Swinemünde, Gydingen oder Roenne auf Bornholm – oder weit über das bisher befahrene Gebiet hinausgingen, wie Tromsö, Hammerfest, Korsika oder Tunis.
Als am 30.09.98 das 3. Schnellbootgeschwader endgültig aufgelöst wurde, stießen die verbliebenen Boote S 45 Leopard,
S 46 Fuchs, S 47 Jaguar, S 48 Löwe und S 50 Panther zum 5. SG und bildeten dort mit den noch in Dienst befindlichen
S 55 Alk, S 56 Dommel, S 57 Weihe, S 58 Pinguin und S 59 Reiher den neuen Geschwaderverband von 10 Booten, allesamt mit OCTOPUS ausgerüstet.
Doch die im Jahr 2000 begonnene weitere Reform der Bundeswehr setzte auch für die Marine neue Streitkräfteumfänge fest. Demzufolge sollten nur noch die beiden Geschwader mit den großen Booten (Albatros und Gepard Klasse) bis zum Eintreffen der neuen Korvetten in Dienst bleiben. Das bedeutete weitere Außerdienststellungen. In 2000 holten bereits S 45 Leopard und S 47 Jaguar Flagge und Wimpel nieder, andere Boote folgten. Die letzten vier Einheiten der Klasse 148 Tiger wurden am 16. Dezember 2002 außer Dienst gestellt, das 5. Schnellbootgeschwader am Tage darauf, dem 17.12.2002 in einer feierlichen Musterung in Anwesenheit der früheren Geschwaderkommandeure und vieler Ehemaliger durch den Kdr. Schnellbootflottille nach etwas über 42 Jahren aufgelöst.
Geschwaderkommandeure:
FKpt. Rabe 04.60 – 12.61, vorher Kptl. Thäter und Kptl. Benzino mit der Aufstellung beauftragt.
FKpt. Müller, A. 01.62 – 09.64
FKpt. Müller, E-G. 10.64 – 03.67
FKpt. Reimann, H. 04.67 – 09.68
FKpt. Marschall 10.68 – 09.70
FKpt. Heß, R. 10.70 – 09.72
FKpt. Meyer-Höper 10.72 – 09.74
FKpt. Schuur 10.74 – 03.76
FKpt. Ciliax 04.76 – 02.78
FKpt. Dobberthien 03.78 – 03.80
FKpt. Ruhnke 04.80 – 09.82
FKpt. Lietzau 10.82 – 09.84
FKpt. Dziambor 10.84 – 09.85
FKpt. Hechtfisch, H. 10.85 – 09.87
FKpt. Oelrich 10.87 – 03.90
FKpt. Erb 04.90 – 01.92
FKpt. Schweichler 01.92 – 09.93
FKpt. Schamong 10.93 – 03.95
FKpt. Lange, H. 04.95 – 03.97
FKpt. Kähler, M. 04.97 – 02.99
FKpt. v. Schroeter 03.99 – 03.01
FKpt. Steen 04.01 – 12.02
Quellen:
Kommando der Schnellboote – Militärisches Tagebuch – Bundesarchiv-Militärarchiv BM 7/20 und BM 7/21, Bd. 1 – 01.10.1957 – 30.09.1960, Bd. 2 – 01.10.1960 – 22.10.1963
Schiffsnummernverzeichnis für Schiffe, Boote und Betriebsfahrzeuge der Bundeswehr – Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung, SG I 2, Koblenz 1997
Unterlagen der Schnellbootflottille
Chronik des 5. Schnellbootgeschwaders
Jubiläumsbroschüren des 5. Schnellbootgeschwaders
Fotos: Mannhardt, Frank