7. Schnellbootgeschwader
7. Schnellbootgeschwader

7. Schnellbootgeschwader

Am 1. April 1961 wurde das 7. Schnellbootgeschwader mit dem Befehl Nr. 105 der Marine in Kiel als letztes der Schnellbootgeschwader der Bundesmarine aufgestellt. Acht Monate später, am 12.12.1961, wurde der „Zobel“ als erstes Boot in Dienst gestellt. Rasch folgten die anderen Boote, bis mit der Indienststellung von „Ozelot“ am 25.10.1963 die Aufstellungsphase abgeschlossen war. Als Tender für das 7. Schnellbootgeschwader stellten am 07.12.1863 „Neckar“ und am 02.09.1964 „Werra“ in Dienst. Die Boote waren eine modifizierte Form der bewährten Jaguar-Klasse mit äußerlich veränderter Brücke und ABC-Schutz. Nach dem ersten Boot wurden sie als Zobel Klasse (142) bezeichnet.

Das Geschwaders führt als Wappen ein schwarzes Kreuz auf weißem Grund – das Kreuz, das die Ritter des Deutschen Ordens auf ihren weißen Mänteln trugen. Es symbolisiert bleibende Werte wie Ritterlichkeit, Gerechtigkeit und Tapferkeit.
Als die Boote der ersten Generation in Dienst gestellt wurden sollten die Farben der Bugwappen an frühere deutsche Provinzen erinnern. Als Wappentier wurde einheitlich eine Art Pelztier auf einem Ast gewählt. Die Tiere sprangen dabei in Richtung Bug, die Wappen waren also an Stb. und Bb. unterschiedlich, wie auf dem Foto ersichtlich.
Für die neuen Boote der Kl. 143 A sollten zwar die Farben beibehalten, die Form des Wappentieres konnte aber geändert werden.
Die folgende Übersicht wurde nach noch vorhandenen Bugwappen und Fotos sowie den aktuellen Wappen erstellt. Warum bei zwei Booten auch die Farben geändert wurden konnte bislang nicht geklärt werden.
Boot

BootWappen
Kl. 142
Farben der
ehemaligen
Wappen
Kl. 143 A
GEPARDpreußischen Provinz
Ostpreußen
PUMApreußischen Provinz
Sachsen
HERMELINpreußischen Provinz
Westfalen
NERZpreußischen Provinz
Hannover
ZOBELpreußischen Provinz
Pommern
FRETTCHENpreußischen Provinz
Oberschlesien
DACHSpreußischen
Rheinprovinz
OZELOTpreußischen Provinz
Niederschlesien
WIESELpreußischen Provinz
Brandenburg
HYÄNEFreistaat Sachsen

Anfang der 70er Jahre wurde „Semper Fidelis“ (immer treu) als Geschwadermotto eingeführt, wohl auch um neben dem F-H-G des 2. SG zu bestehen. Doch das SF wurde nie so richtig angenommen und Ende der 80er Jahre durch „don´t worry be happy“ ersetzt. Seitdem weht D-W-B-H bei jedem Ein- und Auslaufen neben dem Unterscheidungszeichen an der Rah, wie hier beim Auslaufen Warnemünde 2011 von S 74 NERZ.

Wie auch die anderen Geschwader nahm das 7. SG an vielen nationalen und NATO-Manövern sowie Reisen in außerheimische Gewässern teil. Daneben stand für längere Zeit die Erprobung von Flugkörpern in der Nordsee für die der Nerz zeitweise mit dem Tartar-System ausgerüstet wurde.

Zobel-Klasse – hier Hermelin – vor dem Umbau

Im Juni 1969 begann die Umrüstung der Boote auf eine neue Feuerleitanlage (M 20), der Radarsteuerung der beiden 40 mm Geschütze sowie dem weitreichenden drahtgelenkten Torpedo DM 2 (Seal). Frettchen und Hermelin traten am 09.03.1971 als erste umgerüstete Einheiten wieder zum Geschwader. Kennzeichen war der Radom mit der darin verborgenen Radaranlage. Im Juni 1972 war die Umrüstung dann komplett, das 7. SG damit zum modernsten Schnellbootsverband der Marine geworden.

Zobel-Klasse – hier Zobel – nach dem Umbau mit ABC-Sprühanlage

Ab 1982 begann der Zulauf der neuen Boote der Gepard Klasse, die anfangs nur als 143 A bezeichnet wurde. 1983 führten die restlichen Boote ihren letzten Torpedoschießabschnitt durch. Dabei schoß Wiesel, das vor 20 Jahren auch den ersten Torpedo gelöst hatte, in der Nacht 5/6.05.1983 den letzten „Aal“ der Zobel-Klasse. Während die neuen Boote des 2., 3. und 5. Schnellbootgeschwaders anfänglich nur mit Nummern (S 41 – S 70) bezeichnet waren, führten die Boote der Gepard Klasse mit ihrer Indienststellung bereits die im Dezember 1981 eingeführte Kombination von Nummer und Name, z.B. „S 71 Gepard“. Nachdem das erste Boot am 07.12.1982 in Dienst gestellt hatte dauerte es knapp 2 Jahre bis am 13.11.1984 das 10te und letzte Boot dieser Klasse Flagge und Wimpel setzte. Als Modifizierung der Albatros Klasse sollten sie statt des zweiten 76 mm Geschützes und der Torpedorohre eine Minenlegefähigkeit sowie einen Starter für Raketen zur Abwehr anfliegender Flugkörper erhalten. Doch es dauerte noch einige Jahre bis dieses System (RAM) einsatzbereit war.
Bis Ende 1993 fuhren die Booten daher mit dem „definierten Loch“ zur See. S 72 PUMA wurde als erstes Boot mit dem neuen Waffensystem 1993 ausgestattet. Es folgten 1994 S 74 NERZ, S 78 OZELOT und S 79 WIESEL, die anderen in den Jahren 1995 bis 1996.

S 77 Dachs – noch ohne RAM-Starter

Neu war ebenfalls eine Anlage zur elektronischen Kampfführung (FL 1800), die eine wesentliche Kampfwertsteigerung gegenüber den Booten des 2. SG darstellte. Mit dem automatisierten Gefechts- und Informationssystem (AGIS) und dem Datenaustauschnetz Link 11 war jetzt zwischen allen 40 Booten der Schnellbootswaffe der Lagebild- und Informationsaustausch möglich, die Waffensysteme konnten ihre wechselseitigen Vor- und Nachteile im operativen Verbund ausgleichen.

S 72 Puma mit RAM-Starter

Zusammen mit der Umstellung auf neue Boote änderte sich auch die Zugehörigkeit der Tender. Werra wechselte zum 01.04.1982 zum Minenabwehrgeschwader Nordsee während am gleichen Tage die Elbe, vom 2. SG kommend, zum 7. SG trat. Sie wurde anschließend zur Übernahme der Systemunterstützungsgruppe (SUG) für die neuen Bote umgebaut und nahm am 29.04.1983 ihre Funktion als Unterstützungsschiff für die Gepard Klasse auf.
Am 4. Oktober 1994 hatte die Schnellbootflottille bereits den neuen Standort Warnemünde, bezogen, der nach der Konzeption der Marine zum Typstützpunkt für Schnellboote bestimmt worden war. Einen Monat später folgte das 2. Schnellbootgeschwader und im Dezember 1995 verlegte auch das 7. Schnellbootgeschwader nach Warnemünde. Damit war die Möglichkeit gegeben, die bislang geprobte taktischen Mischung der Geschwader auch organisatorisch umzusetzen. Zum 1. Oktober 1999 wechselten jeweils 5 Boote vom 7. und 2. SG zum anderen Geschwader. Vom 2. SG wurden die Boote S 66 Greif, S 67 Kondor, S 68 Seeadler, S 69 Habicht und S 70 Kormoran an das 7. SG abgegeben, dafür verließen S 76 Frettchen, S 77 Dachs, S 78 Ozelot, S 79 Wiesel und S 80 Hyäne ihr altes Geschwader.
Mit Außerdienststellung des 2. SG am 28.06.2006 wechselten die Boote wieder zum 7. SG zurück und bildeten nun das einzig noch verbliebene Schnellbootgeschwader, welches nach Auflösung der Schnellbootflottille am 29.06.2006 der am gleichen Tag in Kiel aufgestellten Einsatzflottille 1 unterstellt wurde.

Am 1. April 2011 feierte das Geschwader sein 50jähriges Bestehen mit einer feierlichen Musterung in Anwesenheit vieler Ehemaliger und anschließender Seefahrt mit Tender DONAU und acht Booten, die beiden anderen Boote standen zur gleichen Zeit vor der Küste des Libanon in See.
Am Vorabend des Jubiläums wurde die jetzt endgültig fertiggestellte „Militärgeschichtliche Sammlung des 7. Schnellbootgeschwaders“ eröffnet. Einzelheiten dazu unter „Geschichtliche Sammlung“.
Doch die Zeit der zehn klaren Boote sollte nicht lange währen, denn bereits im nächsten Jahr stellten am 29.02.2012 um 14.00 Uhr S 74 NERZ und S 77 DACHS im Marinearsenal in Wilhelmshaven außer Dienst. Obgleich seit dieser Zeit das Geschwader nur noch über acht Boote verfügt, ist die Teilnahme an Manövern und nationalen wie internationalen Ausbildungsabschnitten neben UNIFIL kaum gemindert. Wo allerdings früher ein ganzes Geschwader oder zumindest eine Division beteiligt war, müssen jetzt ein oder zwei Boote die Aufgabe der Darstellung des „coastal warfare with fpbs“ übernehmen.
Am 10.12.2012 wurde das 7. Schnellbootgeschwader für seine Leistungen und die gewachsene Verbindung zu Mecklenburg-Vorpommern mit der Verleihung des Fahnenbandes des Landes durch Ministerpräsident Seelering geehrt. Es war das zweite Fahnenband welches das Geschwader erhielt, das erste wurde bereits 1987 durch den Innenminister des Landes Schleswig-Holstein verliehen.
Der UNIFIL-Einsatz ging auch in den letzten Jahren unvermindert weiter. Vom Mai 2012 bis Mai 2013 waren S 71 GEPARD und S 73 HERMELIN vor der Küste des Libanon, gefolgt von S 76 FRETTCHE, welches im Mai 2014 zurückkehrte, wiederum gefolgt von S 75 ZOBEL. Dieses Boot kehrte dann Oktober 2014 zusammen mit dem seit August 2013 im Einsatz befindlichen S 79 Wiesel nach Warnemünde zurück. Die Boote, die länger als ein halbes Jahr im UNIFIL Einsatz waren, fuhren beim Einlaufen stolz den Großen Heimatwimpel.

S79 WIESEL beim Einlaufen in Warnemüde mit großem Heimatwimpel

Damit wäre eigentlich der UNIFIL-Einsatz des 7. Schnellbootgeschwaders endgültig beendet, denn von da an übernahmen die Korvetten diese Aufgabe.
Im Dezember 2014 stellten dann zwei weitere Boote in Warnemünde außer Dienst. S 71 GEPARD am 12.12.2014 und S 78 OZELOT. S71 GEPARD soll nach kleineren Umbauten in das Deutsche Marinemuseum Wilhelmshaven verlegen, um dort als schwimmende Plattform die deutsche Schnellbootswaffe zu erläutern und darzustellen.
Dazu hat das Deutsche Marinemuseum in Wilhelmshaven zu Spenden aufgerufen. Der Flyer des DMM ist hier zu finden.
Bedingt durch die langen UNIFIL-Einsätze, bei denen die Besatzungen mehrfach getauscht wurden, hat das 7. Schnellbootgeschwader ganz konsequent die Trennung von Besatzung und Boot durchgeführt und hält sie auch jetzt weiter durch, um die noch anstehenden Aufträge mit einsatzklaren Booten durchführen zu können.
Der Einsatz der Marine zur Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer forderte ab 2015 eine Neugruppierung von Kräften. So löste S 80 HYÄNE Ende Juli 2015 die Korvette ERFURT in der Operation UNIFIL vor der Küste des Libanon ab, die dafür zum Horn von Afrika in die Operation ATALANTA wechselte. Im Januar 2016 wechselte die Besatzung der HYÄNE mit der von S 73 HERMELIN, die den Einsatz im April beendete und mit S 80 HYÄNE am 14. April 2016 in Warnemünde einlief. Damit endete der fast 10jährige Einsatz unter der Flagge der Vereinten Nationen. Am 15.10.2006 waren die ersten vier Boote des 7. SG, darunter auch S 80 HYÄNE, in Beirut eingelaufen, um die erste maritime Mission der Vereinten Nationen UNIFIL MAROPS zu beginnen.
Am 14. Dezember 2015 waren bereits mit S 72 PUMA und S 79 WIESEL zwei weitere Boote im Marinearsenal in Wilhelmshaven außer Dienst gestellt worden. Mit den verbliebenen Booten absolvierte das Geschwader noch einmal ein reichhaltiges Übungs- und Ausbildungsprogramm.

Am 26. Juni 2016 kam es dann zu einer Abschiedsfahrt mit geladenen Gästen von Kiel nach Warnemünde, um sich danach auf die Außerdienststellung vorzubereiten.
Am 16. November 2016 fand in Warnemünde die Außerdienststellung der Boote S 73 HERMELIN, S 75 ZOBEL, S 76 FRETTCHEN und S 80 HYÄNE und die Auflösung des 7. Schnellbootgeschwaders statt.
Dies ist dann auch das Ende der 60jährigen Geschichte der Schnellboote der Bundesmarine / Deutschen Marine.

Geschwaderkommandeure:

KKpt. Müller, A.04.61 – 12.61
FKpt. Rieve, H-O.12.61 – 03.65
FKpt. Roesner, S.04.65 – 12.67
FKpt. Werner, A.01.68 – 12.69
FKpt. Liebig, G. 12.69 – 09.71
FKpt. Günther, S.10.71 – 06.74
FKpt. Hornung, W.06.74 – 01.77
FKpt. Bausch, D. 02.77 – 02.80
FKpt. Brannolte02.80 – 03.83
FKpt. Bruhns, U.04.83 – 06.84
FKpt. Stallmann, W. 07.84 – 09.86
FKpt. Struve, K.H.10.86 – 12.88
FKpt. Fritz, K.D. 12.88 – 09.90
FKpt. Hoops, H. 10.90 – 09.92
FKpt. Kronisch, J. 10.92 – 08.94
FKpt. Grothe, H-P. 09.94 – 09.97
FKpt. Brinkmann, R.10.97 – 09.99
FKpt. Ullmann, A.10.99 – 08.01
FKpt. Schmidt, U.08.01 – 12.01
FKpt. Meiert, G.01.02 – 11.03
FKpt. Behnert, M.11.03 – 06.05
FKpt. Jopp06.05 – 05.07
FKpt. Jungmann05.07 – 03.09
FKpt. Haisch04.09 – 06.11
FKpt. Meyer, C. 07.11 – 09.13
FKpt. Rühmann, J. 09.13 – 11.16

Quellen:
Kommando der Schnellboote – Militärisches Tagebuch – Bundesarchiv-Militärarchiv BM 7/20 und BM 7/21, Bd. 1 – 01.10.1957 – 30.09.1960, Bd. 2 – 01.10.1960 – 22.10.1963
Schiffsnummernverzeichnis für Schiffe, Boote und Betriebsfahrzeuge der Bundeswehr – Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung, SG I 2, Koblenz 1997
Unterlagen der Schnellbootflottille
Jubiläumsbroschüren des 7. Schnellbootgeschwaders
Fotos: SFltl., Schuur, Frank, Kunzmann