Die Entwicklung des Schnellbootes geht auf die Zeit des Ersten Weltkriegs zurück, als Großbritannien, Italien und Deutschland jeweils kleine bewaffnete Boote entwickelten, die mit Verbrennungsmotoren angetrieben wurden.
Die folgenden Seiten widmen sich dieser Entwicklung der deutschen Schnellboote seit der Kaiserlichen Marine, über die Reichsmarine und die Kriegsmarine bis in die Gegenwart. Hierbei wird auch auf die Entwicklung dieses Waffensystems in beiden deutschen Staaten eingegangen.
Dies schließt die aktuelle Entwicklung der Korvette als Seekriegsmittel der Moderne ausdrücklich ein.
Deutsche Marine
Der Anfang In den Überlegungen „Über die Aufstellung eines deutschen Kontingentes im Rahmen einer übernationalen Streitmacht zur Verteidigung Westeuropas“ vom 9. Oktober 1950, der sogenannten „Himmeroder Denkschrift“, wurden für die „Wirkung gegen den russischen Nachschubverkehr“ u. a. 36 Schnellboote gefordert. Die gleiche Zahl fand sich dann auch in den Planungen des ersten Marinekontingents wieder, aufgeteilt in 3 Flottillen zu je 12 Booten in den Stützpunkten Flensburg, Eckernförde und Wilhelmshaven. Bei den weiteren Planungen im Rahmen der europäischen Verteidigungsgemeinschaft wurden sogar 60 Schnellboote vorgesehen. Als diese scheiterten und die Bundeswehr als Streitkraft in der NATO ausgeformt wurde benannte SHAPE im „Speidel-Brief“…
Verband Klose
Nachdem sich die Gegensätze zwischen den früheren Kriegsverbündeten drastisch verschlechtert hatten und, wie Churchill es sagte, ein Eiserner Vorhang an der Grenze des kommunistischen Machtbereiches niedergegangen war, begann der britische Geheimdienst 1948 damit, über die Baltische Küste Erkenntnisse aus der Sowjetunion zu gewinnen. Mit Hilfe der britischen Marine gewann er dazu den Kapitänleutnant a.D. H. H. Klose, der während des Krieges als Chef der 2. Schnellbootschulflottille in diesem Operationsgebiet Erkenntnisse und Erfahrungen gesammelt hatte. H.H. Klose mit KAdm.a.D. Wagner Für den Einsatz wurde ihm und der von ihm ausgewählten Besatzung das ehemalige Schnellboot S 208 zur Verfügung gestellt. Britische Werften…
Volksmarine
Nach der Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 wurde die Hauptverwaltung Seepolizei offiziell am 15. Juni 1950 gebildet. Neben der Grenzsicherung beschäftigte sie sich auch mit dem Aufbau einer umfangreicheren Küstenverteidigung. So begannen bereits 1952 Entwicklungsarbeiten für ein größeres Torpedo-Schnellboot (Projekt „Lachs“) durch das Institut für Schiffbautechnik Wolgast. Während dieses Vorhaben jedoch 1957 abgebrochen wurde, lief die parallel laufende Entwicklung des Torpedo-Schnellbootes „Forelle“ des Konstruktionsbüros Rosslau weiter. 1952 wurde mit dem Bau begonnen und 1955 die See-Erprobungen eingeleitet. Allerdings wurde auch dieses Projekt eingestellt, da es zu große Probleme mit dem DDR Nachbau des deutschen Schnellbootmotors MB 511 gab.…
Kriegsmarine
Als die Reichsmarine am 21. März 1935 in Kriegsmarine (KM) umbenannt wurde besaß sie insgesamt 6 Schnellboote (S 2 – S 8), die in der 1. Schnellboothalbflottille mit dem Begleitschiff Tsingtau zusammengefaßt waren. Mit Indienststellung von S 9 am 12.6.1935 wurde dieser Verband zur 1. Schnellbootflottille umbenannt. Weitere Boote kamen hinzu, so daß am 1. August 1938 die 2. Schnellbootflottille mit dem Begleitschiff Tanga aufgestellt werden konnte. Beide Flottillen wurden von dem Führer der Torpedoboote (FdT) eingesetzt, der wiederum dem Befehlshaber der Aufklärungsstreitkräfte (BdA) unterstand. Über den weiteren Ausbau der Schnellbootswaffe gab es vor Kriegsbeginn erhebliche Auffassungsunterschiede. So forderte der…
Reichsmarine
Nach der drastischen Kürzung der deutschen Flotte durch den Versailler Vertrag auf sechs Linienschiffe von 10.000 t, sechs Kreuzer von 6.000 t, 12 Zerstörer von 800 t und 12 Torpedoboote von 200 t waren die Hauptanstrengungen der Marineführung darauf gerichtet, diese vorwiegend alten Schiff in Betrieb zu halten und nach den Wirren der Revolution personell in den Griff zu bekommen. Dennoch bestand weiterhin Interesse an kleinen, vor allem zum Küstenschutz einsetzbaren Torpedoträgern. Da allerdings unklar war, ob solche Boote auf die gemäß Versailler Vertrag zugestandenen Torpedoträger angerechnet werden würden, begann eine verdeckte Weiterentwicklung. Dazu gründete der Kapitän zur See Lohmann,…
Kaiserliche Marine
Grundsätzlich waren drei Faktoren für die Entwicklung der Schnellboote bestimmend:1. Der Torpedo als autonome und mit vernichtender Waffenwirkung ausgestattete neue Waffe.2. Der bereits bei den Torpedobooten erkannte operative Vorteil hoher Geschwindigkeiten.3. Der Motor als neues Antriebsmittel für kleinere Fahrzeuge.Deutschland hatte durchaus maßgeblichen Anteil an der Entwicklung schneller Boote vor dem 1. Weltkrieg, allen voran Otto Lürssen mit dem Rundspant-Rennkreuzer „Donnerwetter“ (1905 – 1909) und dem Boot „Lürssen-Daimler“, mit dem 1911 in Monaco die „Meisterschaft des Meeres“ gewonnen wurde. Trotzdem gingen die wesentlichen Entwicklungen im 1. Weltkrieg vorwiegend von Italien und Großbritannien aus, die beide erfolgreich kleine Motortorpedoboote zum Einsatz brachten.…