Am 1. Juni 1958 wurde das 2. Schnellbootgeschwader mit dem Befehl Nr. 80 der Marine in Wilhelmshaven aufgestellt. Knapp drei Monate später, am 29.08.1958, wurde bereits SEEADLER als erstes Boot in Dienst gestellt. Rasch folgten die anderen Boote, bis mit der Indienststellung von KORMORAN am 09.11.1959 die Aufstellungsphase abgeschlossen war. Als Tender für das 2. Schnellbootgeschwader stellte am 17.04.1962 die ELBE auf der Schlieker-Werft in Hamburg in Dienst. Als sie am 19.04.1962 in die Seeschleuse – als das seinerzeit größte Kriegsschiff in Wilhelmshaven – einlief „pilgerten viele tausend Wilhelmshavener zur Wiesbadenbrücke“, so die damalige Presse. Als zweiter Tender wurde DONAU am 23.05.1964 für das 2. SG in Dienst gestellt.
Das Wappen des Geschwaders nimmt Bezug auf den Heimathafen an der Jade. Die Grundfarben des Wappens Blau-Rot-Gelb sind die gleichen wie die Frieslands. Die Eiserne Faust des Götz von Berlichingen steht für mannhaften Widerstand gegen Unfreiheit und Knechtschaft.
Wie auch die anderen Geschwader nahm das 2. SG unter seinem Motto:
F (fröhlich) – H (heiter) und – G (gelassen)
FHG
an vielen nationalen und NATO-Manövern teil.
Herausragendes Ereignis in dieser Zeit die Überführung des Sarges von Altbundeskanzlers Konrad Adenauer 1967 von Köln nach Rhöndorf.
Mit Wirkung vom 1. November 1970 sollte das Geschwader auf Befehl des Führungsstabes Marine in seinen neuen Heimathafen Olpenitz verlegen, in dem bereits seit 1968 das 5. Schnellbootgeschwader stationiert war. Allerdings liefen erst am 2. Dezember 1970 die ersten drei Boote und Tender ELBE in Olpenitz ein. Die restlichen Boote kamen nach der Werftliegezeit am 5. Februar 1971 in Olpenitz an, wo sie durch den Befehlshaber der Flotte, VAdm. Zimmermann, offiziell begrüßt wurden. Obwohl nun Ostseegeschwader behielt das 2. SG um der Tradition willen seine gerade „Nordsee“-Nummer.
Ab 1975 begann dann die Umrüstung auf die neuen Boote der Klasse 143, die anfänglich nur mit Nummern (S 61 – S 70) bezeichnet waren. Auf Wunsch der Truppe wurden jedoch im Dezember 1981 die alten Namen wieder aktiviert und mit den bisher geführten Nummern (z.B. „S 61 ALBATROS“) verbunden. Nachdem das erste Boot am 13.04.1976 in Dienst gestellt hatte dauerte es knapp 1 3/4 Jahre bis am 23.12.1977 das 10te und letzte Boot dieser Klasse Flagge und Wimpel setzte. DONAU war bereits zur Aufnahme der Systemunterstützungsgruppe (SUG) für die neuen Boote umgebaut, während ELBE erst später umgebaut wurde und am 1. April 1982 zum 7. Schnellbootgeschwader wechselte. Damit verblieb nur noch DONAU bei den neuen Booten, mit denen allerdings auch neue Maßstäbe gesetzt wurden. Neben der kombinierten Bewaffnung aus Torpedos, Flugkörpern und Artillerie verhalf ein zum ersten Mal auf Booten dieser Größe eingeführtes automatisiertes Gefechts- und Informationssystem (AGIS) zusammen mit dem Datenaustauschnetz Link 11 zu einer bislang nicht gekannten Kampfkraft und Durchsetzungsfähigkeit. Über viele Jahre war nun das 2. SG das Vorzeigegeschwader der Bundesmarine. Die Torpedowaffe war beibehalten worden, um für größere Ziele (Landungsschiffe) eine vernichtende Waffe zur Verfügung zu haben.
Am 4. Oktober 1994 hatte die Schnellbootflottille bereits den neuen Standort Warnemünde bezogen, der nach der Konzeption der Marine zum Typstützpunkt für Schnellboote bestimmt worden war. Einen Monat später folgte das 2. Schnellbootgeschwader und bezog damit seinen dritten Heimathafen. Im Dezember 1995 verlegte auch das 7. Schnellbootgeschwader nach Warnemünde, damit war die Möglichkeit zur taktischen Mischung der Geschwader gegeben. Zum 1. Oktober 1999 wechselten jeweils fünf Boote vom 2. und 7. SG zum anderen Geschwader, vom 2. SG wurden die Boote S 66 GREIF, S 67 KONDOR, S 68 SEEADLER, S 69 HABICHT und S 70 KORMORAN abgegeben und dafür S 76 FRETTCHEN, S 77 DACHS, S 78 OZELOT, S 79 WIESEL und S 80 HYÄNE aufgenommen.
Doch die Reduzierungen im Fottenverband gingen weiter und machten auch vor dem 2. SG nicht Halt. Am 16.12.2004 stellten S 62 FALKE und S 67 KONDOR außer Dienst. Am 24.03.2005 folgten S 61 ALBATROS und S 64 BUSSARD. Sie bildeten die Materialreserve für die restlichen sechs Boote, die in drei Tranchen an Tunesien abgegeben wurden. Am 04.07.2005 wechselten S 65 SPERBER und S 66 GREIF die Flagge, am 29.09.2005 S 63 GEIER und S 68 SEEADLER sowie am 13.12.2005 S 69 HABICHT und S 70 KORMORAN. Jetzt hatte die beiden verbliebenen Geschwader (2. und 7. SG) nur noch jeweils fünf Boote der Klasse 134 A.
Dann wurde auch die Organisation der Flotte geändert und gestrafft und dazu zwei Einsatzflottillen aufgestellt und gleichzeitig die bisherigen Flottillen aufgelöst. Im Zuge dieser Umgliederung wurden die verbliebenen fünf Boote der Kl.143 A wieder dem 7. Schnellbootgeschwader zugeführt und am 28.06.2006 das 2. Schnellbootgeschwader in Warnemünde endgültig außer Dienst gestellt.
Geschwaderkommandeure:
FKpt. Meyering 06.58 – 09.61
FKpt. Schay 10.61 – 09.64
FKpt. Hoffmann 10.64 – 03.65
FKpt. Arendt 03.65 – 10.67
FKpt. Zeitz 10.67 – 12.69
FKpt. Kleve 12.69 – 05.72
FKpt. Tetzlaff 05.72 – 12.74
FKpt. Giermann 12.74 – 05.79
FKpt. Jancke 06.79 – 03.81
FKpt. Frank 04.81 – 09.83
FKpt. Kubalek 10.83 – 05.86
FKpt. Boonstoppel 06.86 – 09.87
FKpt. Feist 10.87 – 09.90
FKpt. Hass 10.90 – 03.92
FKpt. Seemann 04.92 – 01.94
FKpt. Beyer 01.94 – 09.96
FKpt. Vollers 10.96 – 03.99
FKpt. von Buttlar 03.99 – 08.01
FKpt. Martens 09.01 – 03.03
FKpt. Dr. Daum 04.03 – 10.04
FKpt. Gelhausen 11.04 – 06.06
Als die Seefahrt ward erfunden,
brach ein großer Jubel los.
Dem Einerlei an Land entbunden,
fuhr man hinaus auf Kahn und Floß.
Später wurde man perfekt,
und das S-Boot ward entdeckt.
Moral:
Der Mensch ist wirklich glücklich dran,
der winters S-Boot fahren kann.
Quellen:
Kommando der Schnellboote – Militärisches Tagebuch – Bundesarchiv-Militärarchiv BM 7/20 und BM 7/21, Bd. 1 – 01.10.1957 – 30.09.1960, Bd. 2 – 01.10.1960 – 22.10.1963
Schiffsnummernverzeichnis für Schiffe, Boote und Betriebsfahrzeuge der Bundeswehr – Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung, SG I 2, Koblenz 1997
Unterlagen der Schnellbootflottille
Jubiläumsbroschüren des 2. Schnellbootgeschwaders
Broschüre: 25 Jahre Marinestützpunkt Olpenitz
Cartoon aus: 2. SG 1958 – 1968 (Pfitzer)
Fotos:
SFltl.
Frank